Die Sachsen
Die Sachsen waren eines der vielen germanischen Stämme, die zur Zeit der Völkerwanderung ihre Heimat verließen und Streifzüge in römischen Territorien gemacht haben. Sie segelten um 450 nach Chr. nach Großbritannien und gründeten zusammen mit den Angeln und Jüten Königreiche bis Wilhelm der Eroberer mit seinen Normannen auf der britischen Insel Fuß setzt und den englischen Thron bestieg.
Der Ursprung
Ihr Name leitet sich von ihrer sahsa ab. Dieser war ein kurzes, einschneidiges Schwert, welcher von den Sachsen als Hiebwaffe benutzt wurde.
Diese Waffengattung war auch als Sax bekannt. Aus diesem leitete sich dann ihr Name Saxones ab, zu Deutsch Sachsen.
Das erste Mal namentlich erwähnt wurden die Sachsen von Claudius Ptolemaeus. Dieser war ein griechischer Wissenschaftler/Philosoph und lebte im 2. Jahrhundert n. Chr.
Dieser beschrieb als Siedlungsbiet der Sachsen, das Gebiet zwischen der
untersten Elbe im Süden,
über den südlichen Ansatz der kimbrischen Halbinsel im Norden und ein gutes Stück weiter
Richtung Osten längst der Ostsee bis zu einem Fluss namens Chaloysoz.
Die Sachsen in der Spätantike
Man vermutet das die Sachsen durch einen Zusammenschluss der germanischen Stämme der Chauken, Angrivarier und Cherusker entstanden, welcher sich im Laufe der Geschichte immer stärker in
Norddeutschland und im Osten der Niederlande ausbreitete und währenddessen weitere germanische Stämme unter sich vereinte.
Interessant aber, wird die Frage des Ursprunges der Sachsen, wenn den Stamm der Chauken betrachtet. Neben Ptolemäus ist der Römer Tacitus der wohl bekannteste Autor der Antike, der über
die Sachsen berichtet hatte. Sein Werk die „Germania“ gilt als eines der besten Quellen über die Bewohner des damaligen Germaniens (Gebiet zwischen Rhein, Donau und Weichsel),
lässt sich aber keine Erwähnung der Sachsen in dieser wiederfinden. Vermutungen gehen davon aus, dass Tacitus „Germania“ wohl doch unvollständig ist.
Was jedoch wahrscheinlicher ist, ist das zurzeit von Tacitus (58 – 120 n. Chr.) die Definition der Sachen schwierig war. Der österreichische Germanist Dr. Rudolf Much (1862 – 1936) ging davon aus,
dass die Sachen mit dem germanischen Stamm der Reudigni identisch waren.
Andere Theorien gehen davon aus, dass die Sachen, welche laut Ptolemäus durch die Elbe von den Chauken getrennt waren, mit den Chauken stärker verwandt waren, als man Anfangs glaubte. Heute geht man davon aus,
dass es sich bei beiden Stämmen um dieselbe Volksgruppe handelte. Dies würde deren Fehlen in der „Germania“ von Tacitus erklären. Mit der Zeit ist dann der Name der Chauken immer stärker in Vergessenheit geraten und der Name der Sachen setzte sich durch.
Die Eroberung Britanniens
Die Völkerwanderung war ein historisch bedeutendes Ereignis zwischen der Spätantike und des Frühmittelalters. Durch den Einfall der Hunnen in Europa wurden viele germanische Stämme dazu gezwungen, ihre alten Lebensräume zu verlassen und neue Gebiete zum Leben zu finden.
Die Sachen blieben jedoch, wie viele germanische Stämme, die entlang der Nordseeküste lebten, von den historischen Entwicklungen der Völkerwanderung relativ verschont. Dennoch ist es dazu gekommen, dass die Sachsen im Laufe der Jahre eine neue Heimat für sich gefunden haben.
Der wohl größte Unterschied zwischen den Sachen und anderen germanischen Stämme war, dass nicht deren gesamte Bevölkerung an der Auswanderung teilnahm. Es war eher eine Ausbreitung ihrer bestehenden Territorien.
So kam es das die Sachsen im Verlauf der Jahre 400 bis 450 n. Chr. immer öfter Raub- und Plünderungszüge in benachbarte Küsten durchführten und anfingen auf den britischen Inseln feste Siedlungen zu gründen, was zur Gründung zahlreicher angelsächsischer Reiche führte.
Die Sachen waren tatsächlich nicht die einzigen, welche dieser Praxis nachgingen. Zusammen mit den Angeln und Jüten, andere germanische Stämme, die auf der kimbrischen Halbinsel lebten, vermischten sie sich zu einem Sammelvolk und fingen gemeinsam an, allmählich das von den Römern verlassene Britannien zu erobern.
Etwa um 410 n. Chr. soll der letzte römische Legionär Britannien verlassen haben.
Von den germanischen Stämmen besetzten die Jüten das spätere Königreich Kent, die Insel Wight und den ihr gegenüberliegenden Küstenstrich in Hampshire. Den restlichen Süden der Insel bis zum Gebiet nördlich der Themse nahmen die Sachsen ein,
welche in die Gebiete Essex (Ostsachsen), Sussex (Südsachsen) und Wessex (Westsachsen) zerfielen. Der Rest des germanischen Teils Britannien fiel in die Hände der Angeln.
Die Eroberung Britanniens erfolgte nicht nur durch militärische Gewalt. Ein weiterer besonderer unterschied zwischen den Angelsachsen und den restlichen germanischen Stämmen,
welche ehemalige römische Territorien eroberten, ist das sie die Inseln durch das eigene Volk stark bevölkerten. Viele Germanen vom Land wanderten auf die britischen Inseln und nahmen ihre Sprache mit, wodurch die Angelsachsen nicht unter der romanischen Bevölkerung untergingen,
sondern trotz der Übernahme der römischen Kultureigenschaften und nach der Bekehrung zum Christentum dem Kern ihrer kulturellen Eigenarten treu geblieben sein sollen.
Die Sachsen im Frühmittelalter
Durch die Teilweise Auswanderung der Sachsen nach Britannien entstanden zwei unterschiedliche Volkgruppen. Die Angelsachsen in Britannien und die “Altsachsen“ in Norddeutschland. Obwohl beide Volksgruppen unabhängig voneinander lebten, hielten diese noch Kontakt zueinander und es bestand bis ins 11. Jahrhundert eine gemeinsame Sprachgemeinschaft.
Die frühmittelalterlichen Sachsen auf dem europäischen Festland
Bis ins frühe 8. Jahrhundert konnte sich der Stamm der Sachsen weiter nach Südwesten ausdehnen. Diese Ausdehnung geschah durch die Aufnahme der germanischen Stämme der Cherusker, Angrivarier, Amsivarier und die der Brukterer. Durch diesen Zusammenschluss erreichte der Stammesverband der Sachsen ihre größte Ausdehnung. Dieser Zusammenschluss geschah nach heutigen Erkenntnissen auf friedlichem Wege und bedarf keiner kriegerischen Einverleibung. Im 8. Jahrhundert erstreckte sich das Herrschaftsgebiet der Sachsen großenteils auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Niedersachsen. Dem Land Bremen eingeschlossen. Bis in die heutige Gegenwart wurde das Gebiet des heutigen Niedersachsen von den Sachsen und deren Nachfahren bewohnt. Das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts hingegen gehörte bin in das 6.Jahrhundert zum reich der Thüringer. 531 eroberte der Stammesverband Sachsen das Gebiet westlich von Elbe, Saale und Unstrut. Die Gegend des heutigen Bundeslandes Sachsen wurde hingegen von slawischen Stämmen besiedelt. Ab dem frühen 8. Jahrhundert fingen die Franken in das Herrschaftsgebiet der Sachsen einzufallen. Um 718 sollen die ersten Heerzüge fränkischer Truppen in sächsisches Gebiet stattgefunden haben. In den Sachsenkriegen Karl des Großen (772 bis 804) wurde Sachsen schließlich gewaltsam erobert, christianisiert und in das Frankenreich eingegliedert.
Die frühmittelalterlichen Sachsen in Britannien
Nachdem sich die Sachen in Britannien niederließen und die Sachenreiche wie Wessex, Essex etc., gründeten konnten diese eine eigene Kultur bilden und einige Jahrhunderte in Britannien herrsche. Zu beginn des 9. Jahrhunderts aber, wurden die Wikingerüberfälle immer gewaltsamer. Die Epoche der Wikingerzeit in den angelsächsischen Reichen begann. Anfangs konnten sich die Angelsachen erfolgreich gegen die Überfälle wehren, bis die Intensität der Angriffe so stark wurde, dass die Angelsachen nicht verhindern konnten, dass die Dänen sich im Norden des heutigen Englands etablierten und siedelten. Dadurch wurde die angelsächsische Sprache auch durch das Dänische beeinflusst. Alfred der Große, eine berühmte angelsächsische Persönlichkeit und König der Westsachsen, konnte die Wikinger im Jahre 878 in einer wichtigen Schlacht so stark schwächen, dass sich die Lage der Westsachsen sich für einige Jahre stabilisierte. Trotzdem blieb die Wikingergefahr bestehen. Die Regierungszeit von Alfred gilt dennoch als ein Höhepunkt der angelsächsischen Geschichte, weil er überdies weite Teile des angelsächsischen Englands unter sich vereinen konnte und es auch zu einer kulturellen Neuentfaltung kam. Die nachfolgenden Könige mussten sich aber mit inneren und äußeren Bedrohungen konfrontiert sehen. Im Jahre 1066 wurde das Gebiet der Angelsachsen von den Normannen erobert, was das Ende der angelsächsischen Geschichte einläutete. Das angelsächsische Erbe blieb aber auf Britannien erhalten. Beispielsweise kam es zu einer Vermischung der Sprache der Angelsachsen mit der französischen Sprache der Normannen.